Flugblatt des Komitee „Solidarität mit den Streikenden bei Nestlé-Philippinen, verteilt bei der Kundgebung vor der Wiener Nestlé-Zentrale am 25.10.2005
Von wegen „Gutes Essen, gutes Leben“: Nestlé
Solidarität mit den Streikenden bei Nestlé-Philippinen
Seit mehr als drei Jahren und neun Monaten streikendie mehr als 650 ArbeiterInnen des Nestlé-Werks auf den Philippinen, südlich der Hauptstadt Manila. Sie fordern die Aufnahme der Pensionskassa in ihre Arbeitsverträge, wozu ein Gerichtsbeschluss aus dem Jahr 2001 Nestlé verpflichtet.
Den Streik bei Nestlé Philippinen bekämpft das Unternehmen mit allen Mitteln, die Produktion wird trotz des Streiks aufrecht erhalten. Rasch wurden StreikbrecherInnen aufgenommen, die mit den Produktionsabläufen nicht vertraut waren. Daraufhin sank die Qualität der Produkte, mindestens ein Kind starb an ungenießbarer Babynahrung. Die Konzerne gehen bei ihren Profitinteressen buchstäblich über Leichen. Das Unternehmen bezahlte den Eltern ein „Schmerzensgeld“, um einem Prozess zu entkommen. Viele Produkte mussten wegen ihrer schlechten Qualität vom Markt genommen werden.
Aufgrund ihrer Einkommensverluste sind inzwischen viele Familien davon bedroht, ihre Wohnungen zu verlieren bzw. mussten bereits ihre Häuser verkaufen.
3.000 Kinder von Nestlé-ArbeiterInnen mussten den Schulbesuch abbrechen, um ihre Familien durch Arbeit zu unterstützen. Die Ehefrau eines Streikenden meinte ironisch, dass ihre Kinder jetzt eben mehr Gemüse essen müssten, das sei ja wohl gesund.
Gegen die Streikenden werden neben der Polizei auch private Schlägertrupps eingesetzt, heuer wurden bei einem Überfall auf den Streikposten über 50 Menschen verletzt.
Am 22.9.2005 wurde der Streikführer, Diosdado Fortuna, auf offener Straße erschossen. Die Täter flüchteten auf einem Motorrad. Die Streikenden sind überzeugt davon, dass der Mord im Auftrag von Nestlé verübt wurde, die Ehefrau von Fortuna, Luz: „Mein Mann hat keine anderen Feinde außer dem Nestlé-Management. Er hat immer gesagt, dass ich mir das Gesicht seines Mörders merken muss.“
Nur wenige Tage zuvor war in Kolumbien ein Gewerkschafter und ehemaliger Arbeiter im dortigen Nestlé-Werk, Enrique Romero Molina, mit 40 Messerstichen umgebracht worden.
In vielen Ländern, von Südkorea über Frankreich bis Südafrika, wehren sich die Belegschaften von Nestlé-Fabriken gegen die miesen Bedingungen, denen sie ausgesetzt sind. Weiterführende Informationen finden sich im Internet, z.B. auf folgenden Seiten:
www.labournet.de, www.umwaelzung.de, www.ngg.net ... und auf vielen anderen.
Die Streikenden bei Nestlé Philippinen wünschen sich ausdrücklich, dass ihr Kampf auch in Europa bekannt wird. Deshalb machen wir diese Kundgebung vor der Zentrale von Nestlé Österreich.
Dafür gibt es gute Gründe. Nestlé lässt auch in Österreich produzieren, in Linz werden Maggi und Instant-Getränke, in Wien-Stadlau Getreide- und Malzkaffee hergestellt.
Seit 1997 ist der Chef des Konzerns ein Österreicher, Peter Brabeck-Letmathe. Der Wiener Bürgermeister Häupl überreichte diesem Herrn, der sich zuletzt im Dokumentarfilm „We feed the world“ rühmte, das Schicksal von 4 Millionen Menschen zu bestimmen, jegliche Arbeitszeitverkürzung ablehnt und den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen propagiert, 2001 im „Haus der Industrie“ den Schumpeter-Preis. Begründung: der Einsatz des Chefs für die sozialen Anliegen seiner MitarbeiterInnen.
Nestlé ist laut „Forbes 500“ der 43-größte Konzern der Welt mit einem Jahresumsatz von ca. 70 Milliarden Dollar sowie einem Gewinn von über 5 Milliarden Dollar. Der Konzern beschäftigt in mehr als 500 Fabriken eine Viertelmillion ArbeiterInnen.
In Österreich sind vor allem die Marken Maggi, Nescafé, KitKat, Smarties, Alete, Thomy, After Eight und Schöller bekannt. Doch das Unternehmen, das 1867 mit der Produktion von Babynahrung begann – bereits in den 70er Jahren gab es einen internationalen Boykott gegen Nestlé, weil das Unternehmen aggressiv für Babynahrung als Stillersatz warb – hat seine Produktpalette inzwischen radikal ausgedehnt.
Neben Coca Cola, Pepsi und Danone ist Nestlé mit einer Jahresproduktion von über 90 Milliarden Litern einer der größten Produzenten von Trinkwasser(„Pure Life“). Die Trinkwasserproduktion entzieht nicht nur den AnrainerInnen (z.B. in Brasilien, Pakistan, USA) das Wasser, das sie nunmehr im Supermarkt kaufen müssen, sie verschmutzt zusätzlich die Umwelt. Von den Plastikflaschen, in denen das Wasser verkauft wird, ganz zu schweigen. Der Markt für Flaschenwasser ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. 1990 waren 51 Millionen Menschen für ihre Trinkwasserversorgung von privaten Gesellschaften abhängig. 2002 waren es bereits 460 Millionen Menschen, heute wird die Anzahl derjenigen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, auf 1,3 Milliarden geschätzt (laut UNESCO).
Schluss mit der Repression gegen Streikende!
Wir fordern ihre sofortige Wiedereinstellung
sowie die Anerkennung ihrer Forderungen durch die Konzernleitung!
Entschädigung der Betroffenen: der ArbeiterInnen,
ihrer Kinder und Verwandten durch Nestlé!
Solidarität mit den Streikenden bei Nestlé-Philippinen!
Bei der Kundgebung am 25.10.2005 vor der Wiener Nestlé-Zentrale am Margaretengürtel bemühte sich die PR-Managerin des Unternehmens, den KundgebungsteilnehmerInnen zu vermitteln, dass bei Nestlé-Philippinen alles bestens sei. Dazu hatte sie ein Papier verfasst, das sie verteilte. Darin heißt es u.a., das Unternehmen werde „auch in Zukunft eng mit den Behörden zusammenarbeiten“, um „die Sicherheit und Unversehrtheit ihrer Mitarbeiter“ zu gewährleisten. Allerdings zielt diese Aussage nicht auf die Ermordung von Diosdado Fortuna ab, sondern darauf, dass – jedenfalls laut Nestlé – der Direktor der Cabuyao-Fabrik von Nestlé ermordet wurde.
Zur Wasserfrage
Die großen Vier des Flaschenwassermarktes
Um die Marktmacht zu stärken werden gezielt einheimische Konkurrenten aufgekauft. Die vier großen Anbieter Nestlé, Danone, Coca-Cola und Pepsi teilen ein Drittel des globalen Flaschenwassermarktes unter sich auf, der Rest ist auf Hunderte oft kleine Firmen verteilt, von denen viele der Konkurrenz der großen Vier nicht standhalten werden. Der Marktführer Nestlé und der französische Konkurrenzkonzern Danone haben vor allem in Asien große Summen für den Kauf von lokalen Flaschenwasseranbietern in bevölkerungsreichen und wirtschaftlich aufstrebenden Ländern wie Indonesien und China investiert.
Wachsende Probleme bereitet die Beschaffung der großen Wassermengen, die für viele Milliarden Flaschen benötigt werden. Besonders das wasserreiche Kanada dient als Quelle für Flaschenwasser, sehr zum Ärger der lokalen Bevölkerung. Internationale Konzerne schöpfen dort in großem Stil Wasser und zahlen dafür nichts oder wenig – 800.000 Liter täglich trocknet die Brunnen aus!
Noch prekärer ist die Situation in wasserarmen Ländern wie Indien. Im südindischen Bundesstaat Kerala betreibt Coca-Cola eine Fabrik, in der Softdrinks und Kinley-Flaschenwasser abgefüllt werden. Dafür werden täglich 800.000 Liter Grundwasser verwendet, mit der Folge, dass der Grundwasserspiegel des Gebietes sinkt und die Brunnen in den Dörfern der Umgebung trocken fallen. M. Swaminathan, ein Führer der lokalen indigenen Bevölkerung: „Coca-Cola hat unser Leben erbärmlich gemacht, besonders das der Frauen. Unsere Frauen müssen jetzt fast einen Kilometer laufen, um Wasser aus einem Nachbardorf zu holen, bevor sie mit ihrer Arbeit anfangen können.“ Deshalb ist es zu massiven Protesten der örtlichen Bevölkerung gekommen, und die Fabrik wird jetzt von Polizei geschützt.
So bleibt Flaschenwasser vielerorts keine Alternative. Für die ganz Armen bleibt ohnehin nur die Hoffnung, dass sie endlich ausreichend sauberes Wasser aus der Leitung bekommen.1
Wasser-Privatisierung in Brasilien und der ‘Fall’ Nestlé
Über das Problem der Wasserprivatisierung in Brasilien wird hauptsächlich geschwiegen. Erstens werden, da Brasilien ein wasserreiches Land ist, Probleme, die die Wasserprivatisierung betreffen, nicht als dringlich erachtet. Zweitens – und das ist das Entscheidende – erwähnt die brasilianische Presse im allgemeinen das Problem nicht einmal, und zwar aufgrund der ‘Zensur’, die von der wirtschaftlichen Macht der Konzerne ausgeht, die an der Wasserprivatisierung beteiligt sind – die meisten von ihnen sind wichtige ‘Kunden’ und haben somit das Sagen.
Es gibt zwei Hauptaspekte, die in Bezug auf die Wasserprivatisierung in Brasilien betrachtet werden müssen: Die Privatisierung der Wasserversorgung in den Städten – wie es zum Beispiel in Manaus der Fall ist – und die viel gefährlichere und weniger bekannte Tatsache der Privatisierung von Wasserquellen. Seit einigen Jahren kaufen Firmen wie Nestlé und Coca-Cola überall im Land Gebiete auf, die reich an Wasserquellen sind. Dieses wichtige Problem wurde hauptsächlich durch eine Bürgerbewegung publik gemacht, die gegründet worden ist, um die Wasserquellen eines sehr bekannten Ortes in Brasilien zu verteidigen – dem Wasserpark von São Lourenço.
São Lourenço ist ein kleiner Ort, der zu einem besonderen Gebiet gehört, das sich zwischen den drei wichtigsten Städten Brasiliens – São Paulo, Rio de Janeiro und Belo Horizonte – befindet. Dieses Gebiet – bekannt als Circuito das Águas – ist im ganzen Land wegen seiner unglaublichen Vielfalt an Mineralwasserquellen berühmt, die hauptsächlich auf vier kleine Orte, darunter São Lourenço, verteilt sind. Diese Mineralwasserquellen sind seit dem 19. Jahrhundert für ihre Heilwirkung bekannt. Die Heilwirkung der Quellen war verantwortlich für die Art und Weise, wie sich das ganze Gebiet entwickelt hat. Jede Stadt entstand rund um einen ‘Wasserpark’ – die Stelle, an der Wasserquellen gefunden wurden. Die Wasserparks entwickelten sich zu wichtigen Zentren für Hydrotherapie, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde eine Bundesbehörde geschaffen, die die Forschung fördern und spezielle Pläne für die Nutzung der Mineralwasser im öffentlichen Gesundheitssystem entwickeln sollte. An der Medizinischen Fakultät der Federal University of Minas Gerais fanden Kurse zu Wassertherapie und Wassermedizin statt, und in jedem Wasserpark stand mindestens ein Arzt zur Verfügung. In den 50er Jahren wurde die Bundesbehörde für Mineralwasser geschlossen und die Kurse an der Universität zur Wassertherapie abgeschafft – auf Druck der Lobby der pharmazeutisch-chemischen Industrie.
Dies war der Beginn des Niedergangs dieser Region. Der Wasserpark von São Lourenço ging in Privatbesitz über – er wurde von der Perrier-Vittel-Gruppe aufgekauft, die bis vor kurzem ihr berühmtes Mineralwasser (dort) abfüllte und überall in Brasilien verkaufte. 1996 übernahm Nestlé die Kontrolle über Perrier-Vittel und wurde so zum Eigentümer des Wasserparks in São Lourenço.
1998 baute Nestlé innerhalb des Wasserparks eine Fabrik, um ‘Pure Life’ zu produzieren, ein Tafelwasser speziell entworfen für den sogenannten Dritte-Welt-Markt. Das Konzept dieses Wassers ist, dass es überall gleich schmecken muss, egal wo es produziert wird – in Brasilien oder Pakistan. In vielen Dritte-Welt-Ländern wird in Flaschen abgefülltes Tafelwasser zu einem wichtigen Markt, hauptsächlich wegen des schlechten Zustandes der öffentlichen Wasserversorgungssysteme. Die Qualität des Wassers, das in Brasilien aus der Leitung kommt, wird im allgemeinen als gut erachtet, dennoch ist die Propaganda für das in Flaschen abgefüllte Wasser so stark, dass die Gewohnheit, das Leitungswasser zu benutzen und es in Keramikfiltern aufzubewahren – wie es immer der Fall war – mehr und mehr ersetzt wird durch den ‘praktischeren’ Weg, in Flaschen abgefülltes Wasser zu kaufen. Nestlé begann daraufhin, riesige Wassermengen direkt aus dem Untergrund zu pumpen, indem tiefe Bohrlöcher innerhalb des Wasserparks gegraben wurden.
Die Konsequenzen waren fast unmittelbar an den Wasserquellen zu spüren: Eine von ihnen trocknete aus, und einige andere änderten ihren Geschmack. Noch schlimmer – die Mineralwasser, edle und seltene Wasser mit besonderen Eigenschaften, wurden demineralisiert, d.h. ihrer besonderen Qualitäten beraubt, um das Tafelwasser ‘Pure Life’ zu produzieren. São Lourenço, ein sehr kleiner Touristenort, der vom Wasserpark als seiner Haupttouristenattraktion abhängig ist, verlor im Zuge dessen immer mehr Touristen, da die Veränderung der Qualität der Wasserquellen für jeden spürbar wurde.
Wasser benötigt Zeit unter der Erde, um langsam mit Mineralien angereichert zu werden. Pumpt man es schneller herauf, als die Natur es ersetzen kann, verliert es seinen Mineralgehalt. Die Bürgerbewegung für die Heilquellen wurde von einer Gruppe von Bürgern gegründet, die über diese Situation besorgt waren. Nach einigen erfolglosen Versuchen, mit der Firma in Dialog zu treten, bat die Bewegung um staatliche Hilfe. Eine Untersuchung wurde begonnen, und im Januar 2001 kam es zu einem Prozess gegen die Firma vor dem Gerichtshof in São Lourenço. Laut brasilianischem Bundesgesetz durfte Nestlé die Mineralwasser nicht demineralisieren. Außerdem ist die Fabrik, die im Wasserpark gebaut worden war, auch gemäß Umweltschutzauflagen nicht genehmigt, da der Wasserpark ein hochgradig gefährdetes, geschütztes Gebiet ist und Nestlé die Fabrik dort nicht hätte errichten dürfen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist der Prozess auf Bundesebene bei Gericht anhängig. Gerichtsverfahren können sich in Brasilien über viele Jahre hinziehen – leider kann der Wasserpark nicht so lange warten! Die Bürgerbewegung hat eine Kampagne gegen die ‘Pure Life’-Fabrik gestartet, und in Europa – hauptsächlich in der Schweiz – hat die öffentliche Meinung in dieser Frage einigen Druck gemacht. In diversen Zeitungen erschienen einschlägige Artikel, und auch im Fernsehen wurden bereits Interviews ausgestrahlt.
Als Mitglied der Bürgerbewegung für das Wasser, die sich vielen Problemen mit der brasilianischen Presse gegenüber sieht, die im allgemeinen schweigsam bleibt, kann ich sagen, dass wir sehr stark auf die Hilfe und die Unterstützung der öffentlichen Meinung in Europa und hauptsächlich in der Schweiz angewiesen sind. Nur durch öffentlichen Druck in der Schweiz werden wir eine Chance gegen Nestlé, seine Anwälte, seine Lobby und seine unverantwortlichen Praktiken haben. Aufgrund dieser Angelegenheit wurde es auch möglich, über Wasserprivatisierung in Brasilien zu sprechen, und über die Tatsache, dass viele Firmen hierher kommen, um Gebiete wie den Wasserpark in São Lourenço aufzukaufen. Bisher hat die Brasilianische Regierung noch keine entscheidenden Maßnahmen ergriffen, die dieses Problem betreffen. Wir hoffen, dass wir über die öffentliche Meinung in Europa auch Einfluss auf Entscheidungen gewinnen können, die diesbezüglich in Brasilien getroffen werden. Wenn Wasser zur Handelsware verkommt, wird sich zwischen den mächtigen wirtschaftlichen Interessengruppen ein zunehmender Konkurrenzkampf um die Kontrolle der verbleibenden Wasservorräte entwickeln. Dies wird vermehrt zu Konflikten und sogar Kriegen führen. Wasser als öffentliches Gut kann uns helfen, als Nationen zusammenzuarbeiten, und es kann helfen, Frieden, Verständnis und Entwicklung zu fördern. Es liegt an uns zu entscheiden, welche Art von Zukunft wir uns wünschen.2
Zu den Arbeitsbedingungen und den Kämpfen der ArbeiterInnen bei Nestlé
Korea
Für Korea stellte der Vorsitzende der koreanischen Nestlé-Gewerkschaft NKLU, Taek Soo Jeon, fest:
Im Jahr 2003 kam es im Rahmen einer „Restrukturierung“ im Nestlé-Werk Cheong Ju City zu Outsourcing und Entlassungen. Dagegen reagierten die ArbeitnehmerInnen mit Streik, um die Beschäftigung zu sichern. Das Management schickte Regierung und Arbeitgeberorganisationen gegen die Streikenden, Demonstrationen wurden zum Teil blutig niedergeschlagen. Die 450 ArbeiterInnen wurden einzeln mit Drohbriefen bedacht. Nach 145 Tagen Streik sah sich das Management gezwungen, wieder zu verhandeln, und es kam zu einer zufriedenstellenden Lösung. Der Streik wurde sowohl von der IUL in Genf unterstützt, als auch lokal: 50.000 koreanische BürgerInnen haben eine Unterschriftenliste unterzeichnet, um die Verlagerung der Produktion ins Ausland zu verhindern.
Dramatische Proteste haben einige Beschäftigte von Nestlé gesetzt: Fünf Beschäftigte haben sich an ihrem Arbeitsplatz mit Benzin übergossen und angezündet. Sie starben.3
Am 23. und 24.6.2003 wurden 50 ArbeiterInnen vor dem Nestlé-Werk Laguna verletzt (von der Polizei und vom Werkschutz). Ihre Demonstration richtete sich gegen die Politik der Regierung, fast alle Streiks für illegal zu erklären. Sie streikten bereits seit mehr als einem Jahr. Der Streik wurde vom Ministerium verboten, das oberste Arbeitsgericht hat ihn allerdings für legal erklärt.4
Polen
Aus einem Interview mit Dariusz Skrzypczak, dem Präsident der Gewerkschaft „Solidarnosc“ bei Nestlé-Polen, im Juni 2004. Die Firma hatte die dortige „Goplana“-Schokoladenfabrik im Zuge der Privatisierungen zu einem Schnäppchen-Preis gekauft:
Seit der Privatisierung 1994 haben 2.000 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze verloren. Derzeit arbeiten noch 700 Leute im Werk. Zwei Werke wurden geschlossen, es bleibt nur noch das Werk in Kargowa. Einige Leute haben gekündigt, weil sie die Atmosphäre der Angst, die sich ausbreitet, seit Nestlé gekommen ist, nicht mehr ausgehalten haben. Niemand darf seine Meinung sagen, weder ArbeiterInnen noch lokale Manager. Die Entscheidungen der Zentrale in der Schweiz werden rücksichtslos umgesetzt. Und dabei ist offensichtlich, dass die Produktion ausläuft, und somit das Schicksal der Beschäftigten ungewiss ist.
Vor der Privatisierung lief die Produktion auf vollen Touren, das Werk existiert seit 1912 und wurde im ökonomischen Kampf gegen die deutsche Kolonisierung errichtet. Das Werk „Goplana“ hat zwei Weltkriege, die (Nazi-)Besatzung, 45 Jahre Kommunismus, Stalinismus überlebt, aber den Kapitalismus nicht. Nach der Privatisierung gehörten 47% der Aktien dem Staat, 47% gehörten Nestlé und 6% den ArbeiterInnen. Diese wurden gezwungen, ihre Anteile zu verkaufen, es wurde ihnen mit Kündigung gedroht. Seit 1997 sind die Reallöhne gesunken. Da beschlossen einige Arbeiter, die „Solidarnosc“ zu gründen, die seither ständig unter Druck steht. Sie hat derzeit 100 Mitglieder.5
Anmerkungen
1 www.menschen-recht-wasser.de/ware-wasser/40_216_DEU_HTML.php
2 Franklin Frederick: www.staytuned.at/sig/0025/32939.html
3 www.ngg.net/5_netzwerke_und_gruppen/5_01_Internationales/Globale_Gerechtigkeit/5_netzwerke_und_gruppen/5_01_Internationales/interview_nestle
4 www.umwaelzung.de/aarchiv/aaktuell3760.html
5 www.labournet.de/branchen/sonstige/nestle/polenint.html