Vortrag von Gerhard Hanloser im EKH
Linksradikalismus
Ich möchte den Linksradikalismus als Theoriegeschichte behandeln. Dazu muss man als Einschränkung sagen, dass Linksradikalismus hauptsächlich Praxis war. Und in diesen Theorien des Linksradikalismus die Praxis natürlich aufscheint, verarbeitet wird. Deshalb müsste man das zurechtrücken, dass ich den Linksradikalismus anhand der drei -ismen: Rätekommunismus, Operaismus und Situationismus präsentiere. Wobei: die hätten sich am meisten gegen den „Ismus“ gewehrt. Dass ich das jetzt als Ismen verhandle, ist schon eine vielleicht zu kritisierende Herangehensweise. Ich möchte aber versuchen, so den Zugang zu der Frage aufmachen: was heißt Linksradikalismus? Was können wir aus diesen ganzen historischen Bewegungen und Theorien lernen, mitnehmen und heute aktualisieren?
Drei Strömungen heißt, dass ich einen ziemlichen Parforceritt durch das Thema machen muss, wobei einiges zu kurz kommen, unter den Tisch fallen wird. Mir geht es darum, die wichtigsten Elemente dieser drei Strömungen herauszuarbeiten.
Es geht zum einen um den Rätekommunismus, der war prominent in Deutschland und Holland situiert. Und hat sich bezogen auf den großen Epochenbruch, der sich mit der russischen Revolution 1917 ereignet hat. Und hat im wesentlichen auf den Verlauf der bolschewistischen Revolution reflektiert und diese kritisiert. Und die eigene Kritik, die eigene Theorie im Grunde genommen in dieser Auseinandersetzung mit dem russischen Revolutionsmodell entworfen.
Der Operaismus ist verglichen damit jüngeren Datums. Der Operaismus ist in den fünfziger Jahren, also nach dem Zweiten Weltkrieg, in Italien entstanden. Er war auch eine relativ italienische Erscheinung. Es gab immer wieder Versuche, operaistische Vorstellungen und Theorieansätze zu importieren, beispielsweise auch in Deutschland. Das Interessante ist, dass der Operaismus in Italien unmittelbar mit den Klassenkämpfen in Italien der 50er und 60er zusammenhängt, und im Großen und Ganzen als Exportprodukt, beispielsweise in Deutschland, mehr oder weniger eine Sache Intellektueller oder intellektueller Zirkel blieb, in Italien aber unmittelbar zusammenhing mit den sehr militanten ArbeiterInnenkämpfen.
Zu guter Letzt möchte ich auf die Situationisten eingehen. Die Situationisten waren sowas wie eine Avantgardebewegung, die auch in den 50er Jahren entstanden ist, in Frankreich. Sie haben im Grunde sehr viele Kritikmomente vorweggenommen, die dann im Mai 1968 virulent und praktisch werden sollten. Man kann sagen, dass der Situationismus unmittelbar mit den Mai-Ereignissen 1968 zusammen hing mit diesem, wenn man so will, letzten größeren Aufstand gegen die kapitalistische, die moderne Welt.
I. Rätekommunismus
Ich beginne mit dem Rätekommunismus. Der Rätekommunismus hat im Grunde genommen vor allem die Frage aufgeworfen – und auch beantwortet: „Was heißt Kommunismus?“ Da steckt schon die Aktualität, weil der Begriff des Kommunismus verbraucht, desavouiert ist, in gewisser Form immer mit dem real existierenden Sozialismus, also den kommunistischen Regimes in der Sowjetunion, der DDR, in Albanien oder wo auch immer gleichgesetzt wird. Mit dem Rätekommunismus eröffnet man sich eine Perspektive auf Kommunismus als tatsächliche Aufhebung der kapitalistischen Gesellschaft in unmittelbar marxschem Sinne.
Und es kommt noch etwas anderes rein, nämlich eine anarchistische Kritik der Staatlichkeit, was bei Marx nicht sehr ausgeprägt war. Von da her ist für mich die erste Aktualität des Rätekommunismus damit beantwortet, dass dieser tatsächlich zeigt, dass das, was wir als real existierenden Sozialismus, als kommunistische Regimes präsentiert bekommen haben, im Grunde genommen mit einem Marxschen Begriff von Kommunismus nicht viel zu tun hatte. Was der Kommunismus für die Rätekommunisten bedeutet, möchte ich jetzt kurz skizzieren.
Ich habe schon gesagt, die Rätekommunisten haben auf die Verlaufsform der russischen Revolution reflektiert. Und um zu verstehen, wie da reflektiert wurde, muss man kurz auf die russische Revolution selbst eingehen. Die war im Grunde eine gigantische, bewaffnete Friedensbewegung, die ausging von Soldaten – also von Bauern und Arbeitern, die zu Soldaten gemacht wurden, in Uniform gesteckt wurden und sich in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs in ziemlich ähnlicher Lage gegenüber standen und den Irrsinn des 1. Weltkriegs, diese Materialschlacht und dieses große Blutvergießen, ziemlich unmittelbar durchschaut haben und dann die Waffen umgedreht haben, wild desertiert sind. Es gab Erschießungen von Generälen, von Offizieren, ganz besonders an der russischen Front war das gang und gäbe.
Aus dieser Situation der Desertion heraus, aus der wilden Rückkehr breitete sich die russische Revolution als aus der Kriegssituation geborener, spontaner Flächenbrand aus. In den Städten kam es zu wilden Streiks, bildeten sich die ersten sogenannten Arbeiterräte, Sowjets. Auf dem Land – Russland war ja ein großes Bauernland, Agrarland mit einer sehr spärlichen Industrialisierung – haben sich Kollektivstrukturen herausgebildet. Die alte Dorfgemeinschaft war eigentlich immer ein herrschaftliches Moment, eine „Steuerdruckmaschine“, wie das Rosa Luxemburg einmal formuliert hat. Und natürlich auch eine Institution, die die „Idiotie des Landlebens“ auf Dauer sichern sollte. Diese Dorfgemeinschaft wurde komplett revolutioniert und hat Kollektivstrukturen herausgebildet.
Das war die russische Revolution. Sie hat natürlich auch verschiedene Revolutionsströmungen, verschiedene Revolutionsparteien, verschiedene Bewegungen, die im Grunde auf eine Revolution hingewirkt haben, hervorgebracht. Beziehungsweise: die Geschichte dieser revolutionären Strömungen ist schon älter. Was aber jetzt interessant ist und worauf die Rätekommunisten vor allem abstellten, war die Tatsache, dass tatsächlich die russische Revolution nicht etwa angezettelt, organisiert wurde von einer einzigen Partei, wie es so gerne in den Schulbüchern heißt: von der bolschewistischen Partei, oder von dem großen Führer Lenin; sondern dass tatsächlich diese Revolution sich als spontanes Ereignis in dieser Kriegssituation herausgestellt hat. Wo natürlich die revolutionären Parteien der Anarchisten, Sozialrevolutionäre, Bolschewisten, Syndikalisten eine herausragende Rolle gespielt haben.
Aber selbst Trotzki, dem man jetzt nicht unterstellen kann, dass er in irgendeiner Form dem Linksradikalismus oder einer spontaneistischen Ideologie verfallen ist, selbst Trotzki hat in seiner großen Schrift über die Geschichte der russischen Revolution herausgearbeitet, dass diese Revolution eine sehr spontane Geschichte war, und die Bolschewiki letzten Endes den revolutionären Subjekten dieser Revolution hinterher gehechelt sind und Schwierigkeiten hatten, in der Anfangszeit, die Revolution zu dominieren.
Zuletzt haben sie es geschafft, sie haben es gemacht. Sie haben es, indem sie sich die größte Parole der Revolution, nämlich die der Bildung von Räten, von Selbstorganisation in den Fabriken, zu eigen gemacht haben. Und sie konnten sich als konsequenteste Revolutionspartei dadurch behaupten, dass sie sich die Forderung nach Räten, ähnlich wie die Forderung nach Brot und Frieden, die auch sehr populär war, zu eigen gemacht haben.
Die Bolschewiki hatten aber, und da setzt die Kritik der Rätekommunisten ein, eine sehr eigentümliche Vorstellung davon, in welche Richtung die russische Revolution weitergehen sollte. Der Bolschewismus, das muss man wissen, ist im Grunde die spezifisch russische Spielart der Sozialdemokratie. Und die Sozialdemokratie hat natürlich auch eine gewisse und sehr spezifische Interpretation von Marx ausgeschwitzt und hervorgebracht. Es ging den Bolschewiki im Grunde um die Entwicklung der Produktivkräfte, die Durchsetzung der Industrialisierung und des industriellen Paradigmas in diesem agrarischen Land.
Von Marx wurden im Grunde die Momente übernommen, die dann wieder sehr deterministisch ausgelegt wurden, dass in einer agrarischen Gesellschaft sich zuerst einmal eine industrielle Entwicklung durchsetzen müsste, damit es tatsächlich auf dieser Schiene der Entwicklung der Produktivkräfte und der Favorisierung des industriellen Sektors zu einer Entwicklung im Sinne von Sozialismus kommen kann.
Das Ganze wurde nicht nur auf der ökonomischen Ebene so behauptet, sondern die Partei sollte Staat werden, und der Staat sollte als etatistischer Rahmen funktionieren, der diese nachholende Entwicklung, diese Entwicklung der Produktivkräfte in dem rückständigen Bauernland Russland durchsetzen sollte.
Die Rätekommunisten haben diese Entwicklung beobachtet, haben auch die Schriften von Lenin sehr genau studiert, und haben im Grunde herausgearbeitet, dass das, was die Bolschewiki aus dieser Revolution gemacht haben, und in dieser Revolution vorangetrieben haben, alles Kennzeichen sind für die Entwicklung einer bürgerlichen Revolution. Und Anton Pannekoek, einer der herausragenden holländischen Rätekommunisten, hat dann auch festgehalten, dass die bolschewistische Revolution im Grunde in einem agrarischen Bauernland lediglich den Entwicklungsschritt hin zu einer bürgerlichen Vergesellschaftung – natürlich nicht mit den Mitteln einer wie auch immer schon herausgearbeiteten Bourgeoisklasse, sondern mit den Mitteln einer jakobinisch organisierten Partei durchzieht.
Für die Rätekommunisten, um das nochmal klar als These in den Raum zu stellen, war die russische Revolution keine kommunistische Revolution, sondern eine bürgerliche Revolution, die allerdings proletarische Ausläufer hatte – so die Formulierung von Pannekoek und von Paul Mattick. Einer dieser proletarischen Ausläufer war sicher der Kronstädter Aufstand von 1921, der relativ wichtig werden sollte, auch innerhalb der Entwicklung der russischen Revolution sehr interessant ist. Weil in Kronstadt 1921 der Matrosenaufstand mit der ursprünglichen Parole „Alle Macht den Räten“ antrat, und diese Kronstädter Matrosen von Trotzki, von dem ja dieser Begriff kolportiert ist „Schießt sie ab wie die Rebhühner!“, liquidiert wurden. In diesem Kronstädter Matrosenaufstand sahen die Rätekommunisten einen letzten wirklich proletarischen, auf Kommunismus und auf Rätemacht abzielenden Strang einer Revolution, die im Großen und Ganzen nur eine bürgerliche, eine Revolution der Modernisierung, des Kapitalismus unter staatlichen Vorzeichen ist. Deswegen prägten die Rätekommunisten auch den Begriff des „Staatskapitalismus“ für das, was es dann nach der bolschewistischen Revolution in der Sowjetunion geben sollte.
Die Rätekommunisten haben sich letzten Endes auf drei Dinge ganz stark gestützt: Für sie war Kommunismus immer Selbstbefreiung, Selbstbefreiung des Proletariats. Und kann im Grunde nicht durchgeführt werden von einer Partei, die sich an die Stelle des Proletariats stellt bzw. eine Avantgardefunktion übernimmt, eine große aufklärerische Rolle übernimmt. Und sozusagen das Proletariat von einem „an sich“-Zustand zu einem „für sich“-Zustand überführen sollte. Sondern es wurde tatsächlich auf die Selbstbefreiung abgestellt. Dieses Motiv ist für die Rätekommunisten essentiell, und das wäre im Grunde genommen eines der Dinge, wenn man über eine Aktualisierung sprechen wollte, die man in der Diskussion unbedingt behandeln sollte. Was diese Vorstellung der Selbstbefreiung des Proletariats anbelangt.
Als zweites, ich habe es schon erwähnt, die Kritik des Realsozialismus als Staatskapitalismus, also letztlich als Darstellung, dass die Sowjetunion nach wie vor eine Gesellschaft ist, in der es Klassen gibt, in der es Lohnarbeit gibt, in der es folglich Ausbeutung gibt. Deshalb der Begriff Kapitalismus. Und das Ganze wird eben nicht über den Markt, über die Einzelkapitalisten organisiert, sondern über den Staat, der letzten Endes nicht nur als ideeller Gesamtkapitalist, sondern als realer Gesamtkapitalist fungiert und diesen Kapitalismus plant. Das ist im Groben mal ein Strang, den ich darstellen wollte zum Rätekommunismus.
II. Operaismus
Der Operaismus der 50er Jahre hat im Grunde wesentliche Elemente des Rätekommunismus wieder aufgegriffen. Für den Operaismus und seine Entwicklung ist beispielsweise der Aufstand in Ungarn 1956 sehr wesentlich, wo es auch Rätestrukturen gab, und wo im Grunde der Einmarsch der russischen Armee sehr viele, die Mitglieder der Kommunistischen Partei oder auch der Sozialistischen Partei waren, bewegt hat, mit der Vorstellung des Parteikommunismus radikal zu brechen.
Der Operaismus hat sich im Grunde die Frage nach der Produktion gestellt. Er hat sehr genau die Ebene der Produktion, auch die technische Seite der Produktion untersucht. Und er hat den Marxismus an wesentlichen Punkten erweitert in seiner Kritik der kapitalistischen Gesellschaft und in seiner Theorie und Darstellungsweise, auch in seinem Blickwinkel, den er auf die Gesellschaft geworfen hat.
Der Operaismus hat im Grunde genommen etwas herausgebildet, was in der Geschichte der kommunistischen Bewegung bislang immer eine sehr marginale bis überhaupt nicht vorhandene Rolle gespielt hat. Er hat tatsächlich eine Kritik der politischen Ökonomie, der Technologie entworfen. Technologie war bislang, besonders bei der Sozialdemokratie, etwas, das als neutral, als wertfrei gehandelt wurde. Technologie waren die sachlichen Gegenstände, die man schlicht übernommen hat, also eine Eigentumsveränderung. Und die Technologie selbst wurde von dem – ich nenne ihn jetzt den orthodoxen, den dogmatischen – Marxismus oft als etwas Neutrales behandelt.
Die Operaisten haben in der spezifischen Situation der 50er Jahre die Möglichkeit gehabt, Fabrikuntersuchungen in den großen Fabriken des Nordens in Italien anzustellen, und sie waren im Grunde mit einer spezifischen Technologie, mit spezifischen Produktionsabläufen konfrontiert. Sie haben auch ein damit zusammenhängendes ArbeiterInnenverhalten kennen gelernt und niedergeschrieben und versucht zu theoretisieren. Sie haben nämlich als erste Strömung des neueren Marxismus die Fließbandproduktion dargestellt und kritisiert, die sich schon sehr früh in den USA herausgebildet hat, in den Automobilfabriken. Wenn man so will, sogar schon in früheren Stufen in den Fleischfabriken in Chicago. Wo im Grunde über bestimmte Fertigungsabläufe die Arbeit und die Arbeitsgänge derart verkürzt und rationalisiert wurden, dass das Maximum an Arbeitsquanten aus den Arbeiterinnen und Arbeitern herauszupressen war.
Da gab es einen Theoretiker der wissenschaftlichen Betriebsführung namens Frederick Taylor, der tatsächlich in der wissenschaftlichen Betriebsführung die Arbeitsabläufe untersucht hat, der untersucht hat, wie im Grunde das Wissen über die Produktion, das bei den alten Facharbeitern noch in einem hohen Maße vorhanden war, auch in der Art vorhanden war, dass es eine sehr große Autonomie über die jeweiligen Fertigungsabläufe von diesen Facharbeitern gab, dass dieses Wissen enteignet werden konnte und in der Maschinerie, in der Technologie – Marx würde sagen: – inkorporiert wurde. Und derart die ArbeiterInnen mit dem Wissen über die Produktion einer Enteignung unterworfen waren. Einer Enteignung des Wissens, das bislang dieser Facharbeiter noch sehr stark hatte. Und das er mit dieser Figur des Facharbeiters stark verkörperte.
Dadurch entstand auch eine neue Arbeiterfigur, wenn man so will. Und diese Arbeiterfigur wurde vom Operaismus diagnostiziert und untersucht. Sie war der bloßangelernte oder ungelernte sogenannte „Massenarbeiter“, dem vielleicht, um das plastisch zu machen, mit Charlie Chaplin‘s „Modern Times“, als Charlie Chaplin da in diese gigantische Rädermaschinerie reingezogen wurde, ein filmisches Denkmal gesetzt wurde.
Also letzten Endes die Arbeiter als Massenarbeiter am Fliessband. Die auch ein vollkommen anderes Verhältnis zu ihrer jeweiligen Arbeit hatten als die klassischen Facharbeiter. Von daher stellte sich auch heraus, dass dieser Massenarbeiter ganz neue Formen des Klassenkampfes entwickelte, worauf wieder die Operaisten reflektieren. Zu dieser Arbeit als Massenarbeiter konnte man nämlich keine positive Einstellung entwickeln.
Die neuen Kampfformen des Massenarbeiters waren im Grunde innerhalb der Geschichte der Arbeiterbewegung nicht wirklich neue Formen. Es waren Sabotage, wilde Streiks, die Verweigerung der Arbeit, der Kampf gegen die Arbeit innerhalb der Produktion. Momente, die sehr prominent in der leider viel zu wenig bekannten „Industrial Workers of the World“-Gewerkschaft, einem multiethnisch zusammengesetzten Syndikat, die sogenannten Wobblies in den USA, schon sehr früh praktiziert wurden. Ein multiethnisch zusammengesetztes Syndikat, in dem der MigrantInnenanteil sehr hoch war, und wo auch völlig im Gegensatz zu der klassischen Arbeiterbewegung ein ganz anderes Verhältnis zur Lohnarbeit gepflegt wurde.
Es wird kolportiert, dass das am meisten gelesene Buch oder Pamphlet der IWW – die hatten Bibliotheken, wo sich die ArbeiterInnen selbst schulen konnten – nicht etwa Marx und das kommunistische Manifest war, sondern eine Schrift von Paul Lafargue, „Das Recht auf Faulheit“. Das muss in diesen IWW-Bibliotheken das am meisten gelesene und zerfledderte Pamphlet gewesen sein. Auf jeden Fall griff der Operaismus letzten Endes diese Formen des Kampfes der Arbeiterklasse gegen die Arbeit selbst als erster theoretisch auf und versuchte es als neue Strategie innerhalb des Klassenkampfes zu propagieren. Und legte sich damit natürlich auch gehörig mit den klassischen Organisationen der ArbeiterInnenbewegung, Gewerkschaften, Kommunisten, Sozialdemokraten usw. an.
Man muss wissen, der historische Hintergrund der Entwicklung des Operaismus ist der, dass sich die kommunistische Partei Italiens tatsächlich nach 1945 zur herausragenden Agentin, kann man fast sagen, bzw. Fürsprecherin des sozialistischen Aufbaus, der Befreiung der Arbeit und ähnlichem in Italien gemausert hat. Die kommunistische Partei Italiens war neben der französischen kommunistischen Partei die stalinistischste Partei, also die moskautreueste. Sie hat sich in einer Ergebenheit des in Jalta und Teheran festgelegten Nachkriegs-deals zwischen Stalin und Roosevelt auch dafür ausgesprochen, dass die Partisaneneinheiten, die ja in Italien sehr stark waren, entwaffnet werden sollten. Das heißt der Hintergrund ist auch der gewesen, dass es unter militanten ArbeiterInnen, wohl der älteren Generation, ein Unverständnis gegenüber der Politik der KPI gab.
Und dass ein neuer Arbeitertyp, sehr junge Arbeiter aus dem Süden, in diese Fabriken des Nordens migrierte, dort tatsächlich konfrontiert war mit einem, wenn man so will, planstaatlichen Kapitalismus, und sich mit diesen Strukturen militant anlegte.
Auf der theoretischen Ebene hat der Operaismus zum ersten Mal diesen Kampf in der Arbeit durch die Arbeiter gegen die Arbeit dargelegt, untersucht und propagiert. Das ist eine Neuerung, etwas recht Unerhörtes innerhalb der kommunistischen Bewegung. Und damit gehört der Operaismus natürlich zu den Strömungen der Häresie, derjenigen, die links von der doch ganz gemütlich produktivistischen Arbeiterbewegung angesiedelt war.
Diese Kritik der Arbeit durch die Arbeiterinnen und Arbeiter selbst, nicht etwa durch eine Intellektuellenschicht, Künstlerzirkel oder ähnliche, wie es lange Zeit auch gepflegt wurde, das war der Hauptzugang des Operaismus als Revolutionstheorie. Zum anderen hat er Marx einer ganz spezifischen Interpretation zugeführt, die umstritten ist, die aber zumindest interessant ist. Er ist nämlich mit dem großen Philosophen des Operaismus, Mario Tronti, davon ausgegangen, dass der Klassenkampf das Vorrangige ist. Dass die Arbeiter dadurch, dass sie in der Produktion vom Kapital zusammengeführt werden, als einzelne Warenbesitzer oder was für Begrifflichkeiten da manchmal rumspuken, durch das Kapital in der Produktion vereint, in die Produktion gezwungen werden, im Grunde schon eine Ungesellschaftlichkeit auf der Ebene der Produktion stiften.
Die natürlich wiederum eine Gesellschaftlichkeit ist, aber nur eine Gesellschaftlichkeit fürs Kapital. Und über diese Kooperation in der Produktion wird nun laut Operaismus die Möglichkeit einer Macht, die Möglichkeit einer Unterbrechung dieser Produktion gestiftet. Das ist ein weiterer Knackpunkt des Operaismus. Die Kritik der Technologie habe ich schon dargestellt. Da ist noch wichtig Paulo Panzieri, der wieder den Begriff von Marx aus dem „Kapital“ ins Gedächtnis gerufen hat, dass die Maschinerie letzten Endes Kriegsmittel des Kapitals gegen die Arbeiter ist, das sind Formulierungen, die Marx im Kapital 1. Band so formuliert. Die natürlich dann gerne überlesen wurden von den orthodoxen Marxisten.
Diese Herangehensweise, sich Maschinerie als etwas anzugucken, das gegen die Arbeiter gerichtet ist, das wurde wiederum aufgegriffen. Und es wurde eine Begrifflichkeit, die letzte, die ich zum Operaismus noch darstellen möchte, um aus dem klassischen Dilemma herauszukommen, aus dem leninistischen Dilemma, letzten Endes auszugehen von einer „Klasse an sich“, die man in einen Zustand der „Klasse für sich“ zu überführen hätte mit den Mitteln der Partei, der Avantgardepartei, des Aufklärers.
Gegen dieses leninistische Konzept wurde der Begriff der Klassenzusammensetzung ins Feld gebracht. Klassenzusammensetzung sollte untersuchen – und das hatte dann oft eine soziologischen, fast schon ins Soziologistische gehende Seite – man sollte die Zusammensetzung der Arbeiter in der Produktion genau untersuchen. Und sollte die Existenz innerhalb der Produktion auf bestimmte Methoden, bestimmte Weise zurückführen, wie sich die ArbeiterInnen in der Produktion wehren.
„Produktionsweise – Rebellionsweise“ war eines der Begriffspaare, die man für diese Untersuchungen herangezogen hat. Und eine dieser großen Unterscheidungen war eben die in Fach- und Massenarbeiter mit den jeweils sehr unterschiedlichen Bezügen zur Arbeit, den unterschiedlichen Bezügen zum Klassenkampf. Hier wurde von Seiten der Operaisten dem Facharbeiter eine Übernahmeperspektive zugedacht, dass im Grunde der Facharbeiter den Kapitalisten loswerden will, um dann die Arbeit selbstorganisiert zu übernehmen, währenddessen beim Massenarbeiter doch die konkrete Seite der Arbeit so negativ empfunden und erfahren wird, dass es hier überhaupt keine Übernahmeperspektive gibt. Also wenn der Kapitalist verschwunden ist, bleibt immer noch diese elende Arbeit am Fliessband übrig.
Von daher wurde von Seiten der Operaisten hier ein ganz radikaler Arbeitertypus, der in der Geschichte auftaucht, gesehen. Der Operaismus, aber das würde jetzt vielleicht zu weit führen, ist natürlich nach dem Ende des großen Streik- und Kampfzyklus der sogenannten Massenarbeiter, vor allem prominent bei Fiat in Italien, in die Krise gekommen. Hat dann versucht, allerhand Mobilisierungseffekte und Mobilisierunsgideologien hervorzutreiben. Eine der aktuell Prominentesten dieser postoperaistischen Ideologien wird von Negri und Hardt verkörpert, die allerdings an wesentlichen Punkten mit dem alten Operaismus, gerade was den negativen Zugang, die Kritik der technischen Seite des Kapitals betrifft, total gebrochen haben. Und die eher einer produktivistische Feier der sogenannten immateriellen Arbeit frönen. Ich selbst halte von diesem ganzen postoperaistischen Spuk nicht viel.
Das große Problem des alten Operaismus war eine ziemliche Zentriertheit auf Arbeiterkämpfe und auf die Produktion selbst. Der Fabrikszentrismus der alten Garde führte dazu, dass beispielsweise rund um 1968, wo es eine sehr offene, militante Studentenbewegung gab, er mit dieser Bewegung gar nichts anfangen konnte. Es fielen dann fürchterlich leninistische Begriffe wie „Kleinbürgertum“, also die kleinbürgerlichen Studenten. Das hat nicht wirklich zu interessieren.
III. Situationismus
Meines Erachtens hat die dritte Strömung, die ich noch kurz darstellen möchte, einige Vorteile gegenüber dieser Fabrikzentriertheit des alten Operaismus. Weil tatsächlich hier zum ersten Mal der Begriff der Totalität, der sich im Grunde bei Marx finden lässt, der Totalität der kapitalistischen Gesellschaft zum ersten Mal ernst genommen wurde, und eine Kritik des Kapitalismus als sämtliche Lebensbereiche durchdringend formuliert wurde.
Das war die Kritik der Situationisten, von denen der Daily Telegraph sagte: „Eine neue Ideologie verbreitet sich in der Welt, es ist die entwässerte Version des jungen Marx, die sich Situationismus nennt.“ Eine Studentenideologie war es nur bedingt. Sie haben eigentlich die Studenten ziemlich gehasst, die guten Situationisten. Nicht ganz zu unrecht, aber vielleicht auch in einer Form von Überwindung der eigenen Existenz. Weil natürlich etliche der Situationisten auch nicht nur die Mensen von innen gesehen haben.
Der Situationismus hat eigentlich zum ersten Mal eine ziemlich ausgefeilte Kritik der Universitäten formuliert. Die Spaltung – wenn man jungmarxistisch reden will: – die Spaltung der Gattung in welche, die körperliche und (welche, die) geistige Arbeit zu vollziehen haben, wird theoretisiert und kritisiert: Also das mit der Studentenideologie haut so nicht wirklich hin.
Der Hinweis auf den jungen Marx ist allerdings richtig. Aber was stellt dieser Situationismus tatsächlich dar? Sie haben im Grunde die Gesellschaft als Totalität beschrieben, als etwas, was sich nicht nur auf der Ebene der Produktion angreifen lässt, sondern sie haben fetischisierte Verhältnisse in allen Lebensbereichen des modernen Lebens, des kapitalistischen Lebens verortet: In der sogenannten Freizeit, im Wohnen, im ganzen Bereich des Lebens, also auch in der Urbanität, wie Architektur funktioniert. Sie haben diese ganzen Bereiche letzten Endes fundamental kritisiert.
Die Situationisten sind nicht vom Himmel gefallen, sondern sie haben sich auf frühere Kritikströmungen und Bewegungen in Frankreich beziehen können. Einer der wesentlichen Bezugspunkte ist sicherlich Henri Lefebremit seiner Schrift „Kritik des Alltagslebens“, wo bereits im Titel angemerkt ist, was von den Situationisten kritisiert werden soll, nämlich nicht nur die Produktion, sondern das gesamte Leben, das Alltagsleben.
Und meines Erachtens gibt es einige französische Quellen des Situationismus, die bislang nicht benannt wurden, die aber ganz interessant sind. Der Situationismus hat sich eigentlich aus Bohème- und Künstlerzirkeln entwickelt, hat dann sehr stark mit dieser Existenz des Künstlers als besondere Person gebrochen und die Proletarisierung des Künstlers in der kapitalistischen Gesellschaft hervorgehoben.
Aber nichtsdestotrotz hat der Situationismus bestimmte subversive Künstlerbewegungen beerbt, unter anderen den Surrealismus, der in Frankreich sehr wichtig ist. Der war auch mehr als eine blosse Künstlerbewegung. Der hat sich schon in den 30er Jahren durch Breton politisch zu Wort gemeldet, gegen den Stalinismus, gegen den Volksfront-Antifaschismus, also gegen alle Formen bürgerlicher Ideologie.
Von André Breton stammt dieses schöne Zitat: „Die Welt verändern, sagt Marx. Das Leben verändern, fordert Rimbaud – das ist ein Dichter – uns aber verschmelzen beide Aussprüche zu einem einzigen Schlachtruf.“ Diese teilweise dann auch lebensphilosophisch anmutenden Motive, die im Surrealismus sicher eine wichtige Rolle gespielt haben, wurden von den Situationisten aufgegriffen. Es gab auch einzelne Personen innerhalb der Situationistischen Internationale, die mit ihrer Kritik weniger stark an Marx gelehnt waren wie Guy Debord,einer dieser herausragenden Denker der SI, der Situationistischen Internationale. Der war sicherlich sehr an Marx angelehnt. Ein anderer, Van Eigen, war sicherlich sehr nah an der Lebensphilosophie in seiner Kritik des modernen Lebens.
Aber das sind Strömungen, die durchaus mit der Entwicklung der subversiven Künstlerbewegung zusammen hängen. Was anderes, das bislang auch wenig beachtet wurde in der Rezeption der Situationisten, war die ethnologische Forschung in Frankreich, die sich stark mit außereuropäischen Gesellschaften auseinander gesetzt hat, und dort auf eine Form des gesellschaftlichen Modus gestoßen ist, nämlich den sogenannten Potlatch,Das ist eine verschwenderische Gabe, ein Verausgaben der angespeicherten Ressourcen in Festivitäten. Das wurde von Marcel Maus,der für die französische Diskussion wichtig ist, dargestellt in seinem Buch über „Die Gabe“.
Die wurde dann von den Linksradikalen in Frankreich offensiv gegen ein anderes Prinzip innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft in Anschlag gebracht, nämlich gegen den kapitalistischen Tausch. Diese Verschwendung, die Gabe, das Ausstoßen, das Verbrauchen als etwas, was den Tauschvorstellungen, die auf dem Markt geregelt werden, eklatant entgegensteht.
Der größte Topf, aus dem geschöpft wurde, ist der Totalitätsanspruch. Kritik sollte auf Totalität gehen. Gesellschaft wurde auch als eine Totalität begriffen. Und diesem Totalitätsgedanken trat etwas anderes zur Seite, etwas, das tatsächlich vom frühen Marx herkommt, nämlich der Proletariatsbegriff des frühen Marx. Nicht des späten Marx, des Kapitals.
Sondern der Proletariatsbegriff in den emphatischen Schriften von Marx, wo die Arbeiterklasse als die Klasse mit den radikalsten Ketten dargestellt wurde. Das ging auch in der Theorie der Situationisten nicht mehr wirklich zusammen. Also die Kritik der Totalität, der Tauschgesellschaft, die dann in der Kritik des Spektakels gebündelt wurde, die Kritik dieser fetischisierten Verhältnisse hing nicht wirklich mit diesem Bezug auf das Proletariat als revolutionäre Klasse zusammen. Sondern hier wurden zwei Momente des Marxschen Denkens, der Marxschen Kritik äußerlich verhandelt und mitgetragen.
Das ist aber wesentlich: Man kann die Situationistische Internationale nicht ohne den Bezug auf das Proletariat denken und haben, das geht einfach nicht. Man handelt sich da immer die Kritik der Situationisten ein – die haben auch tatsächlich den Rätekommunismus in ihren konkreten Untersuchungen der kapitalistischen Gesellschaft geerbt und haben immer wieder auf die eigenständigen, autonomen Rätebewegungen jenseits und gegen die klassische Arbeiterbewegung, Gewerkschaftsbewegung, aber auch die ganzen Formen, auf die der ganze orthodoxe, der ML-Stalinismus abgefahren ist, in Anschlag gebracht.
Man findet bei den Situationisten eine sehr gerechtfertigte, böse Kritik des Maoismus. Aber natürlich immer mit dem Zugang, dass der Maoismus im Grunde genommen mit dem Klassenkampf nicht viel zu tun hat, die Rebellion reines Spektakel ist, das von Mao abgefeuert wird. Was man auch daran sehen konnte, dass eigenständige Rätebewegungen in China vernichtet wurden.
Die Kritik der kapitalistischen Gesellschaft als fetischisierte Gesellschaft kulminiert meines Erachtens in dem Begriff des Spektakels, bei Debord,der eben auch dieses Buch geschrieben hat: „Die Gesellschaft des Spektakels“.
Ich gehe kurz darauf ein, wie meines Erachtens dieser Spektakelbegriff gemeint ist. Der Spektakelbegriff bei Debordist eine Fortführung des Fetischbegriffs bei Marx. Bei Marx gibt es den Fetischbegriff auf mehreren Stufen. Er fängt an mit dem berühmten Warenfetisch, an dem sich einige so gerne verbeißen, andere schon beim Kapitel über den Warenfetisch bei Marx aussteigen.
Der Warenfetisch ist aber keine Hexerei. Es geht im Grunde um eine klassische Verkehrungsbewegung. Der Warenfetisch beschreibt, dass die Waren im Kapitalismus letzten Endes beginnen, ein Eigenleben zu führen. Die Waren treten als selbständige, beseelte Dinge auf. Und treten nun denen gegenüber, die im Grunde diese Waren produziert haben. Was für Marx in dieser ersten Kritik des Warenfetischs wichtig ist, ist die Tatsache, dass in dieser Verkehrung ein Gemachtsein der Ware verschwindet.
Das wird wieder aufgegriffen im dritten Band des Kapitals von Marx, wenn er auf den Kapitalfetisch eingeht, der in der entfalteten Darstellung der kapitalistischen Gesellschaft auftritt; also nicht nur in dieser theoretischen Annahme einer einfachen Warenproduktion, die es ja nie gab. Wo dieser Warenfetisch auftritt, und wo im Grunde nur von einfach Tauschenden ausgegangen wird.
Beim Kapitalfetisch im dritten Band ist in der Darstellung von Marx der Kapitalbegriff schon entfaltet. Der Warenfetisch spielt da letzten Endes keine Rolle mehr. Sondern der Kapitalfetisch beschreibt kapitalistische Sachzwänge. Auch hier gibt es eine Verkehrungsbewegung. Auch hier ist es so, dass auf der Ebene des Kapitals, der Produktion, die Maschinerie beginnt, ein Eigenleben zu führen. Und der eigentliche agens der Produktion, also der Arbeiter, die Arbeiterin, im Grunde im Kapitalismus zum Anhängsel wird, zum Objekt der Ausbeutung. Und der Kapitalist, der Unternehmer, das dekliniert Marx dann ganz schön durch, erscheint als Produzent, als Arbeitgeber, der Arbeiter als Arbeitnehmer. Kapitalfetisch ist im Grunde diese Verdrehung von Subjekt und Objekt.
Das wird meines Erachtens von Debordwieder aufgegriffen und für die gesamte Gesellschaft des Spätkapitalismus, wenn man so will, beschrieben als eine Gesellschaft des Spektakels. Das Spektakel, sagtDebord, ist das Kapital in einem solchen Grad der Akkumulation, dass es zum Bild wird. Das ist eine wichtige Begrifflichkeit: es ist Kapitalkritik, aber Kapital in einem Grad der Akkumulation, dass es zum Bild wird. Und nun taucht diese Verkehrungsbewegung wiederum auf. In der Kritik der SI konsumieren die Menschen nur ein Bild ihres Lebens, anstatt aktiv auf dieses Leben selbst einzuwirken.
Die Bilder beginnen auch wieder eine Eigenmacht auszubilden. Sie führen ein sogenanntes Pseudoleben – die Begrifflichkeit des „Pseudo“ ist für die Schriften der SI relativ wichtig. Pseudo ist verhindertes Sein. Kritik des Pseudolebens, das ist die Hauptstossrichtung in der Kritik der SI. Die Kritik der Rolle, der bloßen Passivität.
Das als letzte Darstellung der SI. Meines Erachtens findet sich bei der SI noch eine sehr aktuelle Bezeichnung dessen, was das Proletariat ist. Entgegen diesen Problemen oder der großen Gefahr, der sich der alte Operaismus aussetzt, indem er eine soziologische, von außen kommende Untersuchung der Arbeiterklasse anstellt, gibt es bei der SI ein recht nettes Zitat, das auch sehr gut in die jetzige Zeit reinpasst: „Wir sind alle proletarisierte oder auf dem besten Weg dahin, es zu werden.“
Das als eine Bestimmung dessen, was die Proletarisierten sind. Da sind wir schon bei der Frage der Aktualität dieser drei Strömungen, und ich möchte jetzt einfach abbrechen. Ich habe schon lange geredet, der Mund ist fusselig, beginnen wir jetzt mit der Diskus-sion.